Statuskonferenz Thermische Speicher: Appel für eine Schnelle Wärmespeicherstrategie
Die Statuskonferenz “Thermische Speicher für die Wärmewende” des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES) fand am 27. Juni 2024 in Berlin statt und zog über 300 Teilnehmer vor Ort und im Livestream an. Unter dem Motto “Energiewende bedeutet auch Wärmewende, und Wärmewende geht nur mit Speichern” wurde die entscheidende Rolle von thermischen Speichern bei der Dekarbonisierung von Wärmebedarfen hervorgehoben.
10.07.2024
Die Konferenz verdeutlichte, dass die Energiewende das gesamte Energiesystem umfassen muss, insbesondere den Wärmesektor. Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs entfällt auf den Wärmesektor, wobei im Industriesektor die Prozesswärme über 60 Prozent des Endenergieverbrauchs ausmacht. Das Potenzial für den Einsatz von Energiespeichern im Wärmesektor ist enorm. Thermische Speicher ermöglichen eine dezentrale und autarke Wärmeversorgung sowie den Ausgleich von Heiz- und Kühlbedarf unabhängig von fossilen Brennstoffen. Im Industriesektor können thermische Speicher die Energieeffizienz im Produktionsprozess steigern und die Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben.
Eine Vielfalt der Technologien ist bereits verfügbar
Verschiedene Unternehmen aus der BVES-Mitgliedschaft präsentierten Technologien, die bereits für unterschiedliche Anwendungen verfügbar sind. Dazu zählen Kraftblock mit Feststoffspeichern, Malta mit Flüssigsalzspeichern, LUMENION mit Stahlspeichern, Carbon Clean Solutions mit Wärmebatterien, Iqony, EnergyNest mit Hochleistungsbeton und Flamco mit Phasenwechselmaterial. Diese Technologien sind sowohl stationär als auch mobil in allen notwendigen Temperaturbereichen einsetzbar und einfach skalierbar. GP Joule zeigte zudem, wie Nah- und Fernwärmenetze mit Speichern 100% erneuerbare Wärme nutzen können.
Dabei betonten die Teilnehmer, dass fehlende rechtliche Rahmenbedingungen und Regulierungen den erfolgreichen Betrieb von Speichersystemen in Deutschland behindern. Ulf Jacobshagen, Rechtsanwalt und Partner bei Becker Büttner Held, skizzierte in seinem Vortrag die aktuellen Rechtsrahmen für den Wärmesektor und die Wärmewende sowie die neuesten Entwicklungen und Perspektiven.
Das Thema Wärme rückt in den politischen Fokus
Unterstützung kam auch aus der Politik. Dr. Beate Baron, Unterabteilungsleiterin für Klima- und Umweltschutz in der Industrie, stellte die Ziele und politischen Instrumente des BMWK für die Dekarbonisierung der Industrie vor und betonte die Bedeutung thermischer Speicher für die Bereitstellung von Prozesswärme. Maria-Lena Weiss, MdB, Fraktion CDU/CSU, unterstrich die Notwendigkeit der Elektrifizierung der Wärmeversorgung mit Hilfe thermischer Speicher und sagte zu, sich im Bundestag für passende Rahmenbedingungen einzusetzen, um die Wärmewende im Mittelstand schneller voranzutreiben. Christian Maaß, Abteilungsleiter für Wärme, Wasserstoff und Effizienz im BMWK, beleuchtete den aktuellen Stand der Erarbeitung der Wärmespeicherstrategie, die bald zur Konsultation vorgelegt werden soll.
Die Statuskonferenz hat gezeigt: Die Energiewende umfasst weit mehr als nur die erneuerbare Stromerzeugung. Die Wärmewende ist ein entscheidender und großer Schritt beim Aufbau eines erneuerbaren Energiesystems. Der Wärmesektor darf nicht länger der “Elefant im Raum” sein und benötigt passende regulatorische Rahmenbedingungen, um den Einsatz von Speicherlösungen zu unterstützen. Darüber hinaus sollte der Blick technologieoffen bleiben und nicht auf einzelne Technologieförderungen beschränkt sein. Der BVES steht mit seiner Expertise bereit, gemeinsam mit den Entscheidungsträgern im BMWK, im Bundestag und in relevanten Gremien konstruktive und zielführende Lösungen zu finden.
Foto: William Veder · Eventfotografie