ENERGIESPEICHER
FÜR DIE SYSTEM-INFRASTRUKTUR
SPEICHER ZUR STÜTZUNG DES STROMNETZES
Ausgangslage
Energiespeicher spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Umsetzung der Energiewende in der Systeminfrastruktur, sowohl im Strom- als auch im Wärmesektor und jetzt auch in der Mobilität — auf Straßen, Wasser und Luft.
Strom
Im Stromsektor stehen vor allem große Erzeugungsanlagen und die Übertragungsnetze im Mittelpunkt. Im Hinblick auf die Übertragungsnetze besteht die Herausforderung darin, die vorhandenen Kapazitäten optimal zu nutzen und Lastspitzen, wie beispielsweise durch die Erzeugungsspitzen von PV-Anlagen, auszugleichen. Gleichzeitig ist es von zentraler Bedeutung, die Netzfrequenz stabil zu halten, wofür ein Ausgleich von Erzeugung, Verbrauch und Blindleistung erforderlich ist, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Pumpspeicher dominieren dieses Geschäft seit Jahrzehnten. Deutschland verfügt über mehr als 30 Pumpspeicherkraftwerke (PSW), die insgesamt eine Kapazität von rund 40 GWh und eine Leistung von 6,4 GW aufweisen. Dies entspricht immer noch etwa 90 Prozent der gesamten Stromspeicherkapazität in Deutschland.
Marktübersicht
30 PUMPSPEICHER-
KRAFTWERKE (PSW)
6,4 GW LEISTUNG
90% DER GESAMTEN
STROMSPEICHER-
KAPAZITÄT
WACHSENDER ANTEIL GROSSBATTERIESPEICHER (1GW)
Daneben gewinnen Großbatteriespeicher zunehmend an Bedeutung für die Systeminfrastruktur. Durch ihre sehr schnellen Reaktionszeiten können Batterien wichtige Systemdienstleistungen besonders effizient erbringen und die Netzauslastung optimieren. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, innerhalb von Millisekunden auf Änderungen im Netz zu reagieren und Leistung bereitzustellen oder aufzunehmen. Auch wenn in Deutschland weiterhin ein großes Potenzial und wohl auch Bedarf für neue PSW mit hohen Leistungen besteht, sind Batteriespeicher dezentral flexibler einsetzbar. Derzeit sind etwa 1,1 GW Großbatteriespeicher in Deutschland installiert. Die Bundesnetzagentur hat zuletzt einen Bedarf von 27 GW in den Netzentwicklungsplan aufgenommen.
Speicher werden zunehmend an großen Wind- oder PV-Parks eingesetzt, um die Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom zu glätten und Erzeugungsspitzen abzufangen. Dadurch wird eine flexible und kontinuierliche Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen gewährleistet und Abregelungen von Windstrom vermieden. Dieser Nutzen von Speichern fördert die Energiewende und spart gleichzeitig Kosten.
Wärme
Großwärmespeicher werden in der Regel in Fernwärmenetzen eingesetzt, um die Wärmeversorgung der angeschlossenen Kunden sicherzustellen. In Fernwärmenetzen können sie dazu beitragen, den Einsatz von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Durch die Speicherung überschüssiger Wärmeenergie können Schwankungen in der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Solarthermie oder Biomasse ausgeglichen werden. Sie tragen dazu bei, den Einsatz fossiler Brennstoffe zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Zugleich steigern sie die Versorgungssicherheit und ermöglicht eine effizientere Nutzung der Erzeugungskapazitäten.
Großwärmespeicher können als Pufferspeicher fungieren und damit eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes spielen. Bei einem Überangebot an erneuerbarer Energie kann überschüssige elektrische Energie zur Wärmeerzeugung genutzt werden, beispielsweise für den Wärmepumpenbetrieb oder Power-to-Heat Systemen. Auf diese Weise kann eine effizientere Kopplung der Sektoren Strom und Wärme erreicht werden.
In der Systeminfrastruktur finden auch mobile thermische Speicher zunehmend Anwendung. Gerade dort, wo der Aufbau eines Wärmenetzes auf Schwierigkeiten stößt, können thermische Speicher in der mobilen Ausführung Versorgungslücken schließen und erneuerbare Wärme passgenau zum Kunden liefern.
Wasserstoff
Darüber hinaus steht der Markteintritt von Wasserstoff als Energieträger bevor, auch im Bereich der Systeminfrastruktur. Erste Umbaumaßnahmen für Wasserstoffkavernen haben bereits begonnen und Elektrolyseure sind in Planung. Wasserstoff bietet als erneuerbarer Energieträger großes Potenzial als Langzeitspeicher, findet aber auch zunehmend Anwendung in der Mobilität und als Ersatz für fossile Brennstoffe in der Industrie.
Mobilität
Energiespeichertechnologien sind essenziell auch für die Mobilitätsinfrastruktur, hauptsächlich für Schnellladesäulen und auch Ladeparks für viele E‑Fahrzeuge. Ohne Pufferspeicher oder integrierte Batterien nicht die notwendige Ladeleistung bereitstellen, um schnell seine Fahrt fortsetzen zu können. Der Ausbau des Stromnetzes dauert lange und ist kostspielig, während Speicher eine schnelle und flexible Lösung bieten können, primär in städtischen Gebieten.
Ladestationen mit integrierten Pufferspeichern ermöglichen mittlerweile das Laden mit bis zu 350 kW Leistung. Das bedeutet, dass ein Elektrofahrzeug innerhalb von etwa 15 Minuten nachgeladen werden kann, ohne das Stromnetz außerordentlich zu belasten.
Insbesondere Batteriespeicher finden auch Anwendung für die Versorgung von Schiffen und der Hafeninfrastruktur. Die Gruppe der Speichertechnologien, die unter Power-to‑X zusammengefasst wird (Power-to-Gas, Power-to-Liquids, Synfuels etc.), ermöglicht zudem eine Integration erneuerbarer Kraftstoffe in den Flug- und Schwerlastverkehr, um die Verkehrswende voranzutreiben.
Marktzahlen: Umsatz Großbatteriespeicher in Deutschland
2020
2021
2022
2023
Herausforderungen und die BVES-Arbeit
Der BVES setzt sich aktiv für den breiten Einsatz von Energiespeichern als Lieferant für die notwendige Flexibilität und als Garant der Versorgungssicherheit in der Systeminfrastruktur von Strom, Wärme und Mobilität ein. Viele Einsatzgebiete sind noch neu und müssen dringend regulatorisch Berücksichtigung finden und deutlich entbürokratisiert werden. Eine einheitliche Genehmigungspraxis wäre ein wichtiger erster Schritt.
Die BVES-Arbeitsgruppen unterstützen und begleiten die Umsetzung neuer Energiespeicher-Projekte in Deutschland, analysieren die rechtlichen Rahmenbedingungen und erarbeiten Verbesserungsvorschläge. Die Finanzierung größerer Projekte durch Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen ist ein zentrales Thema, um den Bau großer Speicher zu realisieren. Die AG Finanzen beschäftigt sich deshalb mit der Analyse von Geschäftsmodellen, der Ausarbeitung von Anreizsystemen für Flexibilitätslösungen und bringt Investoren, Banken und Versicherungen miteinander ins Gespräch.
Zudem arbeitet der Fachbereich Normen und Standards an die Entwicklung eigenständiger technischer Anschlussregelungen für Speicher, um eine einheitliche und sichere Integration von Speichern in die Energiesysteme zu gewährleisten.
BVES
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